Arbeits- und Leistungs-Störungen (Prokrastination)
Beinahe jeder Mensch kennt von sich, unliebsame Tätigkeiten aufzuschieben, die Vorbereitung auf eine Prüfung auf morgen, die Steuererklärung auf nächste Woche, ein Telefonat auf einen Zeitpunkt, an dem man sich danach fühlt. Dies sind Alltagsphänomene. Zu einem Problem wird Aufschieben dann, wenn es zu Leiden und Beeinträchtigungen im Studium, im Beruf oder in anderen Lebensbereichen führt.
Aufschieben (wissenschaftlich „Prokrastination“) hat mit Faulheit oder Willensschwäche nichts zu tun, sondern ist eine ernstzunehmende Arbeitsstörung. In den gängigen Diagnosesystemen wird sie zurzeit noch nicht als eigenständiges Störungsbild aufgeführt. Aufschieben tritt jedoch häufig als Symptom anderer diagnostizierbarer Störungsbilder wie der Depression, Angststörungen oder der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auf. Chronisches Aufschieben kann aber auch selber zu psychischen Belastungen und Symptomen führen.
Die Ursachen für Aufschiebeverhalten sind vielfältig und von Person zu Person unterschiedlich. Häufig findet sich eine Kombination aus Defiziten in der Arbeitsorganisation (z.B. Schwierigkeiten in der Prioritätensetzung, unzureichende oder unrealistische Planung, Defizite im Zeitmanagement) und Problemen im emotionalen Bereich (Ängste, sehr hohe Ansprüche an sich selbst, Schamgefühle, Ärger).